Eye Tracking als Hilfsmittel der Conversion Optimierung

Dass Eye Tracking hilfreich bei der Website-Gestaltung sein kann und als ein wichtiges Tool im Rahmen der Conversion Optimierung zu betrachten ist, ist (schon länger) bekannt. Schließlich entwickelten sich aus den Ergebnissen vergangener Eye Tracking Studien Standards für die optimale Websitegestaltung.

Umso interessanter sind die Ergebnisse einer neuen Eye Tracking Studie, welche die Softwarefirma EyeQuant in Kooperation mit der Universität Osnabrück durchgeführt hat. Die Eckdaten zur Studie: 46 Probanden haben sich 200 E-Commerce Seiten angeschaut. Dabei wurden insgesamt 261.150 Fixationen festgehalten, wobei eine Fixation das 0,3 Sekunden lange Verweilen des Auges auf einem Fixationspunkt beschreibt. Als durchschnittliche Dauer der Betrachtung einer Seite wurden 15 Sekunden ermittelt.

Das Interessante an den Ergebnissen ist, dass sie einigen Webdesign-Regeln oder „Mythen“ wie EyeQuant es selbst nennt, widersprechen, die auf der Basis bisheriger Eye Tracking Tests entstanden:

  1. Gesichter ziehen Aufmerksamkeit auf sich
    Die aktuelle Eye Tracking Studie von EyeQuant zeigt deutlich, dass dies nicht immer der Fall ist. So schauten Probanden während der Tests häufiger auf das Logo einer Website, die Werbeüberschrift oder die Suchleiste. Auch die Annahme, dass der Blickrichtung von abgebildeten Gesichtern generell gefolgt wird, konnte im Test nicht 100 prozentig gestützt werden.
  2. Große Schrift macht aufmerksam
    Diesem „Mythos“ widersprechen die Messergebnisse der Studie ebenfalls. Es scheint sogar, dass sehr große Schriftzüge im Gegenteil eher negativen Einfluss auf die Aufmerksamkeit haben. EyeQuant sieht die „Banner-Blindheit“ als möglichen Grund dafür. Möglich wäre es aber auch, dass große Buchstaben einfach für das menschliche Auge schwer zu erfassen sind.
  3. „Kostenlos“ und „gratis“ als Aufmerksamkeitsmagneten
    Mit den Wörtern „kostenlos“ und „gratis“ die Aufmerksamkeit von Usern auf sich zu ziehen, scheint vielleicht aus verhaltenspsychologischer Sicht als perfekte Methode, erweist sich aber ebenfalls als nicht besonders effektiv im Webdesign. Zumindest reagierte kaum einer der Probanden darauf.

Doch was genau machen diese Ergebnisse deutlich? Müssen die bisherigen Standards als überholt angesehen werden? Hat sich das Userverhalten mit mehr Erfahrung im Umgang mit Websites und Online-Shops dermaßen verändert? Laut EyeQuant ist der einzig richtige Schluss daraus, dass man sich auf „allgemein gültige Webdesign Mythen“ einfach nicht blind verlassen kann.

Es kann durchaus sein, dass die eben vorgestellten drei Punkte bei Ihrer Website, Ihren Produkten und Ihrer Zielgruppe durchaus funktionieren. Doch lässt sich dies eben nicht mit Sicherheit sagen. Allein Tests können Ihnen zu Gewissheit verhelfen. Soll heißen, um das perfekte Design für Ihre Website zu finden, müssen Sie mehrere Varianten erstellen und diese testen. Auf wissenschaftlichen Tests basierte Tools, wie das EyeQuant-Tool, sowie A/B Tests sind eben der einzige Weg zum optimalen Webdesign, das die gewünschte Aufmerksamkeit erregt und zu „verkaufen“ vermag.