Googles Künstliche Intelligenz: aktuelle Entwicklungen und zukünftige Perspektiven
Am 7. Februar 2023 erteilte Microsoft die Freigabe für ChatGPT auf seiner Suchmaschine und seither funktioniert Bing mit Künstlicher Intelligenz (KI). Dieser Schachzug setzte natürlich den Hauptmitbewerber unter Zugzwang: Google KI soll ebenfalls möglichst schnell einer breiten Zielgruppe zugänglich gemacht werden. Doch wie weit ist der aktuelle Stand der Entwicklungen im Hause Google? Dieser Beitrag verrät mehr.
Inhalt:
- Google Bard: die Künstliche Intelligenz von Google
- Funktionen und Vorteile der Google KI
- Google Bard basiert auf einem Large Language Modell (LLM)
- Google Bard nun doch in der EU freigegeben
- Google SGE
- Verbesserungsmaßnahmen für Google SGE
- Google Magi für personalisierte Suchergebnisse
- Ist Google SGE das Ende von SEO?
- Wie wirkt sich SGE auf Google Ads aus?
Google Bard: die Künstliche Intelligenz von Google
Hinter dem Namen Google Bard verbirgt sich ein kostenloser Textroboter mit künstlicher Intelligenz. Er kann auf Befehl Aufsätze, Gedichte oder Liedtexte erstellen. Google Bard war zunächst nur in der Lage, Antworten in den Sprachen Englisch, Japanisch und Koreanisch zu generieren. Doch seit Kurzem stehen insgesamt 40 Sprachen zur Verfügung, darunter auch Deutsch, Arabisch, Chinesisch, Hindi und Spanisch. Der Textroboter kann aktuell in mehr als 230 Ländern genutzt werden. Einige ausgesuchte Tester in den Vereinigten Staaten dürfen Google Bard bereits als Teil der Google Suche verwenden.
Funktionen und Vorteile der Google KI
Google Bard wird permanent verbessert. Aktuell stehen den Usern folgende Funktionen zur Verfügung:
- Texterstellung
- Beantwortung von Fragen
- Gegenüberstellung von Vor- und Nachteilen
- Vorlesen
- Fotoanalyse
- Erstellung und Überprüfung von Programmiercodes
- Link-Generierung
- Pinnen von Chats
Der Textroboter erhielt im Juni 2023 zudem ein Update, wodurch lokale Suchergebnisse verbessert wurden. Das gilt allerdings nur, wenn der Nutzer seinen jeweiligen Standort freigegeben hat. Wenn Google Bard weiß, wo sich der User aufhält, kann er nun gezieltere Empfehlungen zu Restaurants und anderen interessanten Orten in der Umgebung liefern.
Google Bard basiert auf einem Large Language Modell (LLM)
Den meisten Menschen fällt es schwer, sich die Funktionsweise von KI vorzustellen. Hier ein einfaches Beispiel für das LLM, auf dem die Google KI fußt:
- LLM ist wie ein kluger Roboter, der Worte wie LEGO-Steine benutzt, um Sätze zu bauen.
- Dieser Roboter lernt, welche „Steine“ oder Worte zusammenpassen, um sinnvolle Sätze zu bilden.
- Um zu lernen, benutzt der Roboter riesige Mengen an Büchern und Artikeln aus dem Internet.
- Manchmal hilft ein Mensch dem Roboter zu lernen, aber oft lernt er auch allein.
- Es gibt verschiedene Arten von diesen Robotern, einige schauen nur auf die Worte vor dem aktuellen Wort. Das sind die GPT-Roboter. Andere schauen auf die Worte davor und danach. Das sind die BERT-Roboter.
- Diese Roboter kennen viele Sprachregeln.
- Textroboter machen auch Fehler oder sagen seltsame Dinge, abhängig von den Quellen, aus denen sie ihre Informationen ziehen.
Google Bard nun doch in der EU freigegeben
Ursprünglich sollte Google Bard Ende Juni 2023 in der EU nutzbar sein. Doch die irische Datenschutzbehörde machte dem US-Konzern einen Strich durch die Rechnung. Aufgrund von Bedenken in Bezug auf die Sicherheit der User-Daten wurde der Start vorerst auf Eis gelegt.
Die EU verlangte Antworten und Erklärungen in Bezug auf die Funktionen des Textroboters. Scheinbar konnte Google zufriedenstellende Aussagen liefern, denn seit Ende Juli ist Bard nun auch in der EU freigegeben. Die User können das System kostenlos unter Bard.google.com verwenden. Die Voraussetzungen dafür sind:
- Volljährigkeit
- Eigenes Google-Konto
Obwohl die EU ihre Datenschutzbedenken scheinbar ausgeräumt sieht, sollten die Nutzer der Google AI sich dennoch in Vorsicht wägen. Denn selbst die Konzern-Mutter von Google warnt ihre Mitarbeiter, den Textroboter nicht mit vertraulichen Informationen zu füttern. Dieser Zusatz ist seit Juni sogar Teil der Google Datenschutzerklärung.
Google SGE
Google testet mit „Search Generative Experience“ (SGE) eine KI-basierte Suchtechnologie. Sie beruht genau wie Bard auf verschiedenen Large Language Modellen. Die speziell auf Suchanfragen trainierte KI wird derzeit geprüft. Im Laborumfeld wird die Google-Suche bereits durch SGE unterstützt. Die Google KI ermöglicht neue Arten von Fragestellungen, weil sie unter anderem Folgefragen aufgreift und versteht. Sie liefert einen schnellen Überblick über Themen. SGE erzeugt „Snapshots“ von den gewünschten Informationen. Diese werden in den Suchergebnissen farblich hinterlegt. Die Technologie soll unter anderem für Shopping- und lokale Suchen genutzt werden. In diesem Kontext kann sie möglicherweise für lokales Online-Marketing interessant sein.
Verbesserungsmaßnahmen für Google SGE
Die Tester von Google SGE kritisierten die vergleichsweise langen Antwortzeiten. Seit einem Update hat sich die Spanne zwischen Frage und Ergebnis aber halbiert. Im Rahmen der Triple Featured Snippets werden nun drei KI-Suchergebnisse nebeneinander dargestellt.
Die Resultate im Bereich Reisen und Tourismus lassen aufhorchen. Denn Google SGE ist jetzt in der Lage, Antworten zu Fernreisen, Städte- und Kurztrips aus unterschiedlichsten Quellen zu ziehen. Die Ergebnisse werden nicht nur als Text dargestellt, sondern auch mit Fotos und Bewertungen sowie den passenden Google Business Profilen hinterlegt.
Die Produktsuche optimierte Google SGE ebenfalls. Bei über 35 Milliarden Artikeln werden Produktbeschreibungen, Bewertungen, Erfahrungsberichte und Bilder in den SGE-Snapshots dargestellt. So erhalten die User eine umfassende Vorstellung des gesuchten Produktes.
Ferner geht Google aktiv gegen die Schwächen von LLM vor. Es werden bewusst Inhalte vermieden, die nicht jugendfrei sind oder Hassrede verbreiten. Außerdem wird versucht, Themen auszuklammern, bei denen es zu wenig relevante Informationen gibt.
Google Magi für personalisierte Suchergebnisse
Hinter dem „Projekt Magi“ verbirgt Google eine neue Funktion, die sich in der Entwicklung befindet. Folgende Vorteile soll Magi bei der Google-Suche liefern:
- Personalisierten und bedürfnisorientierte Suchergebnisse
- Dialogorientiertere Konversation mittels KI
- KI-Ergebnisse auf Basis der bisherigen Suchanfragen der Nutzer
Magi soll zunächst nur in den USA und für anfangs maximal eine Million Menschen zur Verfügung stehen. Später werden die Userzahlen sukzessive auf 30 Millionen erhöht.
Ist Google SGE das Ende von SEO?
Wenn bei der neuen Google-Suche mit Google SGE an den prominenten Stellen der Ergebnisliste die KI-Resultate ausgespuckt werden, wird dann die Suchmaschinenoptimierung hinfällig?
SEO wird unserer Einschätzung nach nicht verschwinden. Aber sie wird sich verändern. Denn besonders bei Fragen, die auf eine einfache und schnelle Antwort abzielen, wird KI zukünftig die Nase vorn haben. Denn ein User wird nicht mehr auf den Artikel einer Webseite klicken, wenn ihm der KI-Snapshot von Google bereits das gewünschte Ergebnis liefert.
Wir gehen somit von einem Traffic-Rückgang bei Anleitungen und FAQs aus. Um weiterhin hohe Besucher-Zahlen zu erzielen, braucht es eine qualifizierte Keyword-Recherche und -Auswahl. Es sollten primär Beiträge zu Themen erstellt werden, die nicht mit einer kurzen Antwort abgespeist werden können.
Derzeit ist natürlich noch nicht konkret absehbar, wie die Zukunft von SEO konkret aussieht. Wichtig ist eine permanente Beobachtung der eigenen Webseite und des Marktes sowie rasche Anpassungen, falls diese notwendig werden.
Wie wirkt sich SGE auf Google Ads aus?
Es ist zu erwarten, dass es auch nach der Einführung von Google SGE Suchmaschinenwerbung geben wird. Denn schließlich ist Google ein Konzern, dessen Ziel die Gewinnmaximierung ist. Allerdings erwarten wir einige Änderungen bei den Google Ads.
So prognostizieren wir eine Anpassung der Layouts. Dadurch, dass die KI-Snapshots stark visuelle Reize liefern, werden die Ads ebenfalls visueller werden. Nur so gehen die Werbeanzeigen im Vergleich nicht unter. Die bezahlte Werbung wird sicherlich auch weiterhin eine prominente Platzierung innerhalb der Suchergebnisse erhalten. Denn nur dadurch werden Kunden gewillt sein, für Ads ihr Geld auszugeben.
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